Thomas Schmid

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Rennbericht Rallye International du Valais (17. - 19. Oktober 2019)

Podestplatz in der Clio R3T Alps Trophy

Das erste Mal in meiner Karriere trat ich in den Farben eines Autoherstellers an. Renault Schweiz gab mir die Chance nach dem letztjährigen Gewinn der Schweizer Rallye Junior Meisterschaft das Rallye du Valais in einem Renault Clio R3T zu bestreiten. Für Quentin Marchand und mich eine grosse Ehre und Möglichkeit, die wir bestmöglich zu versuchen nutzten.

Rund 214 km gegen die Uhr, plus 340 km Verbindungsetappen waren in zweieinhalb Tagen im Wallis zu bestreiten. Der Start am Donnerstagabend beinhaltete die wohl zwei schwierigsten Etappen, welche zusätzlich in bei Dunkelheit gefahren wurden. Einerseits die 25 km lange “Les Cols“ Etappe die über drei Pässe führte. Anschliessend wurden die 20 km von “Croix de Coeur“ in Angriff genommen, welche zu ca. 70 % auf schmalen Kieswegen bestanden und auf Höhen von bis zu 2265 m.ü.M. führten.

Entsprechend wusste jeder Fahrer, dass diese beiden Etappen aufgrund ihrer Schwierigkeit vorentscheidend sein könnten. Nach einem guten Feeling im Shakedown ging ich zuversichtlich in den Abend rein. Doch bereits in den ersten Kilometern von “Les Cols“ überhörte ich eine Distanzansage und bremste zu spät auf eine Haarnadelkurve zu. Glücklicherweise hatte es eine kleine Auslaufzone, doch das Rückwärtsfahren und ein abgewürgter Motor kostete uns 20 Sekunden. Ein Vertrauens- und Konzentrationsdämpfer für die restlichen Kilometer. Ich verlor über eine Minute auf den schnellsten einheimischen Fahrer. Auf der nächsten Etappe auf dem Schotter ging es wieder besser. Ich holte, trotz manövrieren in einer sehr engen Spitzkehre, die zweitbeste Zeit und konnte den Rückstand auf die Podestplätze deutlich reduzieren.

Am nächsten Morgen startete der Tag mit wechselhaftem Wetter. Während es auf der ersten Etappe des Tages noch grösstenteils trocken war, waren die folgenden drei komplett nass. Trotz nicht optimalen Reifen konnte ich die Zeiten meiner direkten Konkurrenten mitgehen und den vierten Rang halten.

Am Nachmittag wollte ich auf abtrocknender Strecke etwas mehr angreifen, doch die guten Zeiten wollten einfach nicht kommen. Immer mehr merkte ich dass mir vor allem auf holprigen und schnellen Passagen das Vertrauen fehlte um das Gaspedal genügend stehen zu lassen. Der zweite Rang geriet in weite Ferne, nur gegenüber dem drittplatzierten konnte ich den Rückstand konstant halten.

Am Abend diskutierte ich etwa eine Stunde mit dem Renningenieur und dem Testfahrer von Renault Sport, der das Auto mitentwickelt hatte, um eine Lösung für den letzten Tag zu finden. Wir analysierten Onboard-Videos und ich versuchte möglichst viele Fahreindrücke weiterzugeben. Wir einigten uns auf eine grosse Änderung bei den Stossdämpfereinstellungen.

Am Samstag standen nochmals sieben Etappen auf dem Programm. Im nassen auf der ersten Morgenprüfung gelang mir ohne gross anzugreifen eine super Zeit. Ich konnte gleich auf den dritten Rang vorstossen. Die Setup-Änderungen haben sich gelohnt, das Verhalten auf den Bodenwellen war viel sicherer! Leider hatte ich gleich ein paar Meter nach der Zielline einen hohen Randstein erwischt, der uns ein Loch in den Pneu stanzte. Wir wechselten das Rad nach der Etappe, jedoch hatten wir im Kofferraum keine weitere Regenreifen mitgenommen. So musste ich an der Vorderachse mit zwei verschiedenen Pneus die folgenden Etappen fahren.

Da der Zweiplatzierte sich einen Unfall leistete konnte ich kurzfristig den zweiten Rang übernehmen. Jedoch war das Fahrverhalten mit den Reifen nachher nicht so toll und verlor diesen Platz wieder.

Am Mittagsservice montierten wir nochmals zwei neue Regenreifen. Auf der folgenden Zuschauerprüfung kam ich einer sehr engen Spitzkehre nicht in einem Handbremsschwung durch und musste manövrieren. Wieder verlor ich einige wichtige Sekunden. Auf der nächsten Prüfung war die Strasse mittlerweile ganz abgetrocknet was meine Reifen leicht zum überhitzen brachte. Nochmals zwei Sekunden verloren und der Rückstand wuchs auf 19 Sekunden an.

Die letzten beiden Etappen liefen dann wieder ziemlich gut, beschädigte mir zwar 2 km vor dem Ziel eine Felge, was aber ohne grosse Folgen war. Vor mir leistete sich niemand mehr einen Schnitzer und so fuhren wir nach über 2.5h gewerteter Fahrzeit auf dem dritten Rang der Clio R3T Alps Trophy und 19. Gesamtrang zufrieden in Sion ein. Zusätzlich gewannen wir die 2WD Trophy der “Tour Europan Rally“ Meisterschaft! Für mich war das in Sachen Bedingungen die schwierigste Rallye die ich je gefahren bin, deshalb war ich sehr froh nach einer strengen Woche ohne grosse Fehler und Schäden über das Zielpodium fahren zu können!

Ich möchte mich ganz herzlich bei Renault Schweiz, Michelin Motorsport und sämtlichen weiteren Sponsoren für diese einmalige Möglichkeit bedanken! Auch wenn ich nicht immer ganz zufrieden mit meiner eigenen Leistung war, hatten wir ganz viel Spass im Auto!

Fotos: Baptiste Aebi / Etienne Bornet