Thomas Schmid

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Rennbericht Autocross-EM Mollerussa (12. - 13. Oktober 2024)

Starker Beginn, Schlechtes Ende

Guten Mutes stieg ich am Donnerstagabend in den Flieger nach Barcelona. Nach dem guten Resultat in Maggiora sollte in Mollerussa der Aufwärtstrend bestätigt werden. Nach einem schönen Freitag an dem die Fahrzeugabnahme und die Fahrerbesprechung stattfanden, begrüsste uns der Regen am Samstagmorgen. Entsprechend rutschig verlief das Warm-Up. Jedoch hatte ich ein gutes Gefühl im Auto und vor allem machte die Strecke viel Spass. Gerade die erste Kurve wo man im 5. Gang mit fast 100 km/h durchdriftet ist sehr cool!

Da es unklar war, wie stark oder konstant der Regen über den Tag verbleiben wird, war es wichtig in beiden Qualifyings gute Runden zu fahren. Während dem ersten Qualifying liess der Regen immer mehr nach und die Zeiten wurden von Gruppe zu Gruppe schneller. Als ich in der letzten Gruppe starten konnte, war die Strecke am Schnellsten. Ich konnte saubere Runden fahren und lief sogar auf meinen Vordermann auf. In der vorletzten Runde verlangsamte ich, um auf der letzten Runde wieder freie Bahn zu haben. Die Runde passte gut, so gut dass es für die 2.-beste Rundenzeit der 37 Teilnehmer reichte!

Zum Start zum zweiten Qualifying regnete es wieder stärker. Die Strecke war regelrecht zu einer Eisbahn geworden, meine Rundenzeit war rund 20! Sekunden langsamer als am Vormittag. Und abseits der Ideallinie blieb ich im Schlamm jeweils fast stecken. Anschliessend hörte der Regen wieder auf, die Strecke trocknete rasch ab und die Topfahrer hatten wieder relativ gute Bedingungen. Jedoch konnte niemand mehr meine Zeit vom Vormittag unterbieten womit ich meinen 2. Rang im Qualifying knapp behalten konnte! Dies bedeutete dass ich zum ersten Vorlauf in der 2 Gruppe von der Pole Position starten durfte!

Ich wählte den Startplatz in der Mitte und kam super von der Linie weg und konnte in den ersten beiden Kurven souverän meine Führung verteidigen. Die Anfahrt auf die folgende Spitzkehre nahm ich relativ vorsichtig, doch mein Fahrzeug wollte nicht genügend Einlenken. Die Strecke war mittlerweile komplett abgetrocknet und baute viel Grip auf. So viel dass die Hinterachse zu “viel“ Grip hatte und mein Crosskart stark untersteuerte und über die Vorderachse schob. Als ich endlich aus der Kurve kam, schlüpften schon zwei Konkurrenten durch. Die folgenden Kurven mühte ich mich ebenfalls mit Untersteuern ab und verlor eine weitere Position. Ich versuchte meinen Fahrstiel etwas anzupassen, was mir nur halbwegs gelang. Jedoch war es genug um den 4. Rang ins Ziel zu retten.

Schade, so musste ich am Sonntagmorgen aus der zweiten Startreihe den zweiten Vorlauf in Angriff nehmen. Wir stellten die hinteren Stossdämpfer etwas härter ein und änderten die vordere Spur leicht um dem Untersteuern entgegen zu wirken. Wiederum zeigte sich das mein Camotos Rapace am Start das wohl stärkste Auto ist. Ich machte sofort Meter auf die erste Startreihe gut, jedoch hat dies wohl der Drittplatzierte geahnt und wechselte die Spur so stark bis ich zwischen einem weiteren Fahrer “eingeklemmt“ wurde. Nicht gerade ein faires Manöver, bei welchem ich kurz auf die Bremse musste um einen Startcrash zu verhindern. Der ganze Schwung war weg und ich mich nun um die Fahrer hinter mir kümmern. Nicht lange, denn von den hinteren Reihen stürmten sie so ungestüm in die erste Kurve dass ich mehrere Schläge abbekam und ich schliesslich in der Böschung zum Stillstand kam. Als abgeschlagen Letzter nahm ich die Fahrt wieder auf. In der letzten Runde konnte ich wieder zu den Vorderleuten aufschliessen und zum Überholen ansetzen. Im Infield wollte ich weit ausholen um möglichst eng aus der Kurve herauszufahren, leider ein paar Zentimeter zu eng und schon machte es Zack… Ich hatte mit dem Vorderrad an der inneren Böschung angehängt und gleich eine zweifach Rolle hingelegt. Mir ist nichts passiert und konnte ohne Probleme aussteigen. Dort stellte ich fest, dass die linke hintere Radaufhängung gebrochen war und es sogar einen Teil vom Chassisrohrrahmen ausgerissen hatte. So ein dummer, unnötiger Fehler meinerseits…

Angesichts des Schadens am Chassis und der kurzen Zeit zwischen den Rennläufen hatte ich mich bereits mit dem Ende des Rennwochenendes abgefunden. Nicht so mein Team, ohne zu zögern nahmen sie die Trennscheibe und Schweissanlage zur Hand und begannen mit der Reparatur. Der Rohrrahmen wurde wieder zu- und ein neuer Flansch für den Querlenker angeschweisst. Doch die Uhr tickte, nur noch wenige Minuten blieben übrig um rechtzeitig an den Vorstart für den letzten Vorlauf zu kommen. Zu sechst werkelten sie wie verrückt und winkten mich wieder ins Auto. Als ich mich angegurtet habe, hörte ich noch wie die letzte Schweissnaht gezogen wurde. “Starte den Motor - ab zum Vorstart!“ Unglaublich, aber es reichte knapp! Die Fahrzeuggeometrie war zwar alles andere als perfekt, das Lenkrad schief, aber egal es gab nochmals eine Chance.

Von ganz hinten gestartet konnte ich gleich zwei Plätze gutmachen. Auch den 6. Platzierten konnte ich zwei Runden später überholen. Dies wollte er irgendwie nicht wahrhaben und drückte mich in der folgenden Kurve weit raus. Gleich 3 Ränge musste ich hergeben, das war nicht wirklich fair… Aber naja am Schluss war dies eh egal. Ich überquerte die Ziellinie als 8. und hätte den Einzug ins Halbfinale so oder so verpasst.

Mit dem 26. Gesamtrang endete das Wochenende in einer Enttäuschung. Doch ich konnte erneut extrem wertvolle Erfahrungen sammeln und zeigen dass ich auch auf einer unbekannten Strecke ganz vorne fahren kann, wenn das Feeling und Setup passen. Diese Positiven Sachen muss ich für die anstehenden FIA Motorsport Games mitnehmen. Wenn alles passt ist dort alles möglich!