Da ich im Vorjahr mein Studium als Bauingenieur abgeschlossen hatte, bedeutete es dass die Formula Student Saison 2022 meine letzte Möglichkeit war für den AMZ Racing ins Lenkrad zu greifen. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2021 waren die Erwartungen für die neue Saison mit dem Boliden “bernina“ hoch.
Doch früh in der Testphase stellte sich heraus dass dies ein äusserst schwieriges Unterfangen wird. Einerseits bestand das Kernteam der ETH Zürich aus weniger Studenten, dazu kamen zahlreiche Verzögerungen in der Entwicklung und Fertigstellung des Elektroflitzers. Dies bedeutete dass man den Saisonauftakt in Assen (NL) fallen liess und die Zeit nutzte um irgendwie den Wagen zum Laufen zu bringen.
Mit kaum Testkilometer und weit weg vom vollen Potential des Wagens starteten wir am ersten Event in der Schweiz auf dem Flugplatz Dübendorf. Während des ganzen Events kamen neue Probleme zum Vorschein wodurch wir erst zur letzten Disziplin, dem Endurance, starten konnten. Mein Teamkollege Boris fuhr den ersten Teil, doch bald stellte der Wagen aufgrund Elektrik Problemen ab und es kam erst gar nicht zum Fahrerwechsel.
Etwas besser lief es beim FS Austria am Red Bull Ring. Zwar hatten wir nur 2 statt 4 funktionierende Motoren und auch kein funktionierender Power-Ground-Effekt, doch wir konnten wenigstens zu allen Disziplinen starten. Im AutoX im starken Regen konnte ich einen guten Start zeigen, jedoch stoppte “bernina“ nach einer halben Runde mit Feuchtigkeitsproblemen. Am Folgetag im Endurance startete diesmal ich zum Rennen und wir konnten eine solide Pace zeigen. Jedoch streikte in der Mitte meines Stints der selbstentwickelte Inverter. Wieder eine Nullrunde.
Der enge Rennkalender machte nur sehr kleine Fortschritte möglich. Auch wurden erstmals die Driverless-Disziplinen mit dem gleichen Auto gefahren wie die herkömmlichen Kategorien. So musste sich unser Team die Testzeit teilen. Beim FS East (H) kam ich aufgrund diverser Probleme zu spät zu meinen AutoX Lauf. So mussten wir enttäuscht den Boliden wieder zurück in die Garage schieben. Im Endurance ging es leicht besser. Zwar musste ich aufgrund schnell überhitzender Bremsen sehr vorsichtig fahren, doch es schien dass für einmal die Kiste zuverlässig lief. Zu früh gefreut… Kurz vor dem Fahrerwechsel meinte es der Inverter anders.
Ohne grosse Hoffnungen ging es zu meinem Abschiedsevent dem FS Germany am Hockenheimring. Das Auto hatte immer noch nur 2WD, kein Power-Ground, überhitzende Bremsen und grosse Zuverlässigkeitsprobleme. Trotzdem konnten wir die AutoX Läufe wie geplant fahren. Ich versuchte alles aus der Kiste zu quetschen und gleichzeitig die Bremsen zu schonen. Mit einem 6. Rang von 45 fahrenden Teams war dies zumindest schon ein kleiner Erfolg. Im Endurance startete Boris und endlich kam er bis zum Fahrerwechsel, also konnte ich tatsächlich noch meine letzten Runden drehen. Dachte ich… Beim Fahrerwechsel wird das Rennfahrzeug immer kurz auf Schäden oder Öllecks geprüft. Leider leckten die vorderen Radnaben etwas und die Offiziellen teilten uns mit das wir das Auto stehen lassen müssen.
Ein symbolisches Ende einer verkorksten Saison wo nichts passen wollte. Trotzdem geht ein grosses Dankeschön an den AMZ für den unermüdlichen Einsatz in dieser extrem harzigen Saison in vielerlei Hinsicht! Extrem gefreut habe ich mich über das Abschiedsgeschenk von meinem Teamkollegen Boris Sljivic der in vielen Stunden eine sehr schöne Collage von meinen 4 Jahren beim AMZ Racing gemacht hat. Unzählige unvergessliche Momente durfte ich erleben! Merci Boris für die coole Zeit zusammen!
Bilder: FSA, FSG
